Was ist Ayurveda?

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Was ist Ayurveda

Aha, Ayurveda… Und was machst du da genau? Ist das so eine Art Ernährungsberatung?

Da geht es doch um Massage, oder? Ja, auch. Und gleichzeitig noch um so viel mehr. Der Ayurveda ist eines der ältesten Medizin- und Heilsysteme der Welt. Es handelt sich dabei um eine holistische Wissenschaft, die sich konkret mit der täglichen Lebensführung – also unserem Lifestyle – auseinandersetzt.

Für mich beschreibt die Formulierung “Die Kunst der täglichen Lebensführung” den Ayurveda am Besten. Wörtlich übersetzt bedeutet es

Die Kunst der täglichen Lebensführung - diese Formulierung beschreibt den Ayurveda für mich am Besten

Die Wissenschaft des Lebens

Ayus – das Leben | die Gesundheit

Veda – Wissenschaft | das Wissen

Damit du noch besser verstehen kannst, warum ich von “holistischer Wissenschaft” spreche, habe ich im Folgenden die wichtigsten Bestandteile der ayurvedischen Lehre einmal zusammengefasst.

Vielleicht kennst du den Ayurveda schon ein bisschen, oder hast irgendwo mal von den 5 Elementen oder den 3 Doshas Vata, Pitta und Kapha gehört? Falls nicht findest du hier einige Erklärungen was es damit auf sich hat. Außerdem gebe ich dir zum Abschluss dieses Artikels einen kleinen Ausblick, warum ich die ayurvedischen Traditionen gerade in der heutigen Zeit für so wertvoll halte. Viele Herausforderungen unseres modernen, schnelllebigen Lifestyles der westlichen Welt lassen sich mit der Lebensweise des Ayurveda vermeiden oder mildern. Doch zunächst möchte ich ein paar Vorurteile und Missverständnisse ausräumen und dir zeigen was der Ayurveda nicht ist.

Die Herkunft des Ayurveda

Der Ayurveda ist eine naturheilkundlich verwurzelte indische Heil- und Lebensphilosophie und ist mehr als 5.000 Jahre alt. Dank moderner Interpretationen von unter anderem meiner Ausbilderin Dr. Janna Scharfenberg lässt er sich aber sehr gut auch in unserer modernen, westlichen Welt integrieren. Der Ayurveda ist weit mehr als ein medizinisches System. Es handelt sich um eine holistische Wissenschaft, die auch spirituelle und philosophische Komponenten umfasst.

Was ist der Ayurveda nicht?

Ayurveda ist keine Pflanze

Wenn du bis hier her gelesen hast fragst dich jetzt vielleicht, wie ich jetzt darauf komme hier von Pflanzen zu sprechen. Aber ganz im Ernst: Du glaubst nicht, wie oft mir diese Verwechslung begegnet:

Aha, Ayurveda Lifestyle Coach – was kann ich mir denn darunter vorstellen?”

Ich: “Weißt du denn was Ayurveda ist?”

“Ayurveda – na klar. Das ist doch diese Pflanze!?”

Beim ersten Mal hat es ein bisschen gedauert. Aber inzwischen weiß ich, dass hier Aloe Vera gemeint war. Was haben wir gelacht, bei der Vorstellung, wie so ein Coaching aussehen könnte. Bestimmt spannend, Menschen zu helfen ihren gesamten Lebensstil auf ein Liliengewächs aus Wüstengebieten auszurichten. Verstehe mich bitte nicht falsch: Aloe Vera ist eine tolle Heilpflanze, die auch im Ayurveda sehr gerne eingesetzt wird. Aber so einen kompletten Lebenswandel würde ich daraus jetzt nicht ableiten wollen.

Ayurveda isst nicht nur indische Curries

Ein weiteres Vorurteil, welches mir immer wieder begegnet, bezieht sich auf die Herkunft des Ayurveda. Nur weil die Lehre aus Indien stammt, heißt das noch lange nicht, dass wir nach Ayurveda nur noch scharfe Curries essen.

Im Gegenteil. Der Ayurveda betrachtet ja gerade den Menschen als Individuum. Dabei berücksichtigt er die komplette, individuelle Situation sowie auch geschmackliche Vorlieben. Abhängig von klimatischen Gegebenheiten, aber auch je nach Jahres- oder Tageszeit und dem eigenen Lebensabschnitt, werden unterschiedliche Empfehlungen gegeben.

Außerdem beschreibt der Ayurveda ein “Leben im Einklang mit der Natur”. Darunter verstehe ich auch eine Verwendung von saisonalen und regionalen Produkten. Auch wenn wir durchaus mit einigen Gewürzen experimentieren, darf die ayurvedische Küche also durchaus an unsere persönlichen Gewohnheiten angepasst werden.

Ayurveda ist nicht kompliziert & dogmatisch

Mein Lieblings-Missverständnis Nummer 3 klingt ungefähr so:

Ayurveda – nee, so viel Zeit habe ich in meinem Alltag nicht. Das ist doch total kompliziert und aufwändig. Außerdem darf ich dann ja keinen Kaffee mehr trinken.

Es stimmt natürlich: Der Ayurveda ist eine komplexe Wissenschaft und lässt sich in seiner Ganzheitlichkeit nicht von heute auf morgen erfassen. Damit er uns aber gut tut, müssen wir das auch gar nicht. Denn schon mit der Umsetzung einiger kleiner Empfehlungen lassen sich oftmals recht große Veränderungen erzielen. Wenn wir also mal den Perfektionismus beiseite schieben und uns einfach auf ein Experiment einlassen, merken wir recht schnell wie viel Energie das freisetzt. Außerdem kann zum Beispiel eine kurze Morgenroutine, auch wenn sie uns im ersten Moment Zeit kostet, uns über den gesamten Tag gesehen sehr viel Zeit sparen. Denn wenn wir strukturiert starten und nicht einfach so in den Alltag hineinstolpern, können wir viel effizienter sein.

Und auch die Angst, dass der Ayurveda viel zu streng sei, kommt mir sehr oft zu Ohren. Dabei arbeitet der Ayurveda gar nicht mit Verboten, sondern gibt nur Empfehlungen, die du an dein Leben anpassen darfst. Es geht dabei nicht um ein dogmatisches “Nie”, sondern einfach darum zu spüren, was dir grundsätzlich gut tut. So weiß ich zum Beispiel, dass es mir ohne Kaffee, Alkohol oder Milchprodukte einfach besser geht. Davon lasse ich mir den bewussten Genuss oder den lustigen Abend mit Freundinnen aber nicht verderben. Das verzeiht mein Körper mir auch problemlos, wenn ich ihm in 80% der Zeit gebe was er braucht.

Der ganzheitliche ayurvedische Ansatz

Die Wissenschaft des Lebens - Ayurveda und die Hauptkomponenten

Wie du siehst basieren viele der Vorurteile gegenüber dem Ayurveda auf den Empfehlungen zur Ernährung. Und tatsächlich ist die Ernährung auch eine sehr wichtige Komponente der ayurvedischen Lehre. Doch auch darüber hinaus wird die gesamte Kunst der Lebensführung betrachtet. Dazu gehören:

Ernährung

Eine sehr wichtige Säule des Ayurveda stellen individuelle Empfehlungen für eine natürliche, vollwertige Ernährung dar. Mehr dazu erfährst Du in diesem Beitrag über die 10 wichtigsten Empfehlungen zur ayurvedischen Ernährung.

Bewusstsein

Hier geht es um Achtsamkeit, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, z.B. durch Mediation und Atemübungen. Wie auch in der Schwesternwissenschaft Yoga betrachtet der Ayurveda immer die Verbindung von Körper, Geist und Seele.

Verhalten

Auch das tatsächliche Verhalten wird einbezogen. Der Ayurveda strebt dabei immer ein Leben im Einklang mit der Natur an. Bei den individuellen Empfehlungen wird der Biorhythmus, aber auch Tages- und Jahreszeiten sowie Lebensphasen berücksichtigt

Sinne

Betrachtet werden auch die 5 Sinne. Dazu kommen Ansätze der Aromatherapie, Klang und Musik, Massagen, aber auch Geschmack und die Wirkungsweise von Farben zum Einsatz.

Reinigung

Den Meisten vom Hörensagen bekannt sind vielleicht die klassischen Panchakarma-Kuren mit verschiedenen ayurvedischen Reinigungsritualen. Aber auch verschiedene Anwendungen zum Ausleiten, Diäten oder kürzere Detox-Kuren für zu Hause fallen in diese Kategorie.

Medizinische Präparate

Die ayurvedische Medizin arbeitet mit verschiedensten Präparaten aus Heilpflanzen, Mineralien, Metallen und tierischen Stoffen.

Ayurveda und Yoga haben gleiche Ziele

Wie auch die Schwesternwissenschaft Yoga strebt der Ayurveda unter anderem Gesundheit, Ausgeglichenheit, Achtsamkeit und Zufriedenheit an.

Beide Systeme sehen dabei, neben dem Fokus auf ein gesundes Leben, auch die Verbindung zu unserem höheren Selbst und eine Balance zwischen Körper, Geist und Seele als essentiell an.

Und auch wenn ich eben beschrieben habe, dass Ausnahmen unbedingt Teil der Regeln für mich sind. So lässt sich dennoch nicht leugnen, dass sowohl der Yoga als auch der Ayurveda uns eine gewisse Disziplin und Selbstverantwortung abverlangen. Es lohnt sich aber diese bewusste Lebensentscheidung zu treffen!

Die 3 Grundsäulen der Gesundheit im Ayurveda

Der Ayurveda arbeitet vor allem präventiv und richtet sich am Ziel der Gesunderhaltung aus. Wenn Du mit ayurvedischen Methoden an deiner Gesundheitsvorsorge arbeiten möchtest, dann wirst Du vor allem in diesem 3 Lebensbereichen Stellhebel finden. Auch wenn auf den ersten Blick viel mehr über die Ernährung geredet wird, so sind alle 3 Komponenten gleich wichtig. Diese 3 Grundsäulen sind es übrigens auch, die aus ayurvedischer Sicht zur Vorbeugung und Behandlung von Stress behandelt werden. Mehr dazu findest Du auch in diesem Blog-Artikel.

Ernährung

Gesunde Ernährung gemäß Ayurveda nährt alle Körpergewebe und auch unseren Geist. Empfehlungen werden dabei nicht absolut und allgemeingültig ausgesprochen – es gibt also nicht per se “gesunde” Lebensmittel. Stattdessen wird auf Basis der persönlichen Konstitution (siehe unten), der Tages- und Jahreszeit individuell geschaut welche Bedürfnisse die Nahrung gerade erfüllen darf. Dennoch gibt es natürlich grundsätzliche Empfehlungen, an denen man sich zu Beginn orientieren kann. Diese habe ich hier für Dich zusammengestellt. Neben dem “Was” und dem “Wie” wir essen wird im Ayurveda auch auf die 6 Geschmacksrichtungen geschaut.

Schlaf

Ein riesiges Thema das so oft unterschätzt wird. Gerade vor dem Hintergrund natürlich gesunder Stresskompetenz arbeite ich mit meinen Coachees so gerne an dieser Säule. Der Ayurveda bietet uns dazu einen wunderbaren Methodenkoffer sowohl in der Ursachenbehebung von Schlafstörungen als auch einfache Tipps zum besseren Ein- und Durchschlafen.

Gesunder Schlaf bringt Glück, nährt den Körper, verleiht Stärke und Vitalität, gibt Wissen und spendet Leben.

Charaka Samhita

Energie

In den ursprünglichen ayurvedischen Schriften wird von Lebensenergie gesprochen und damit primär auf die Sexualkraft abgezielt. Ich folge hier aber der modernen Interpretation meiner Ausbilderin und fasse das Thema weiter. Damit bekomme ich einen ganz wunderbaren Ansatz zur Analyse von Stress, denn dieser ergibt sich immer dann, wenn wir mit unseren Energiereserven nicht richtig haushalten. Auch hier kennt der Ayurveda eine Vielzahl natürlicher Energiequellen zum Aufladen unserer Lebensenergie – genannt Ojas – die uns auch heute noch wunderbar aufladen. Mehr dazu in meinem Beitrag zu den 10 Quellen von reiner Lebensenergie.

Die 5 Elemente im Ayurveda

Der Ayurveda betrachtet den Menschen als Teil der Natur. Mir gefällt die Vorstellung, dass der Mensch als Mikrokosmos eine Abbildung des Makrokosmos, also seiner Umwelt ist.

Das meint auch, dass das Leben des Einzelnen nicht von der in umgebenden Natur zu trennen ist. Ein sehr aktuelles Thema, denn wenn wir weiter so wenig Rücksicht auf unsere Natur nehmen, wird es auch für uns auf diesem Planeten ungemütlich.

Grundlage der ayurvedischen Wissenschaft ist es die natürlich existierenden Elemente und ihre Eigenschaften auf uns zu übertragen. Dabei unterscheidet der Ayurveda 5 Naturelemente, die sich auch in unserem Körper wiederfinden.

Erde

  • Prinzip der Beständigkeit
  • Boden der uns trägt
  • Eigenschaften: schwer, kalt, unbeweglich, langsam, grob

Wasser

  • Prinzip des Wachstums
  • Fruchtbares Element
  • Eigenschaften: klar, kalt, flüssig, schleimig

Feuer

  • Prinzip der Transformation
  • Feuer das uns wärmt
  • Eigenschaften: heiß, scharf, durchdringend, leicht

Luft

  • Prinzip der Bewegung
  • sanfter Wind den wir wahrnehmen
  • Eigenschaften: kalt, trocken, beweglich, klar, rau

Äther

  • Prinzip der Transparenz
  • Raum der uns umgibt
  • Eigenschaften: leicht, feinstofflich, weich

Klingt erstmal ziemlich abstrakt, oder? Es ist aber wirklich interessant mal die Natur anzuschauen uns zu überlegen welche Elemente du gerade findest.

Wir schauen uns das noch genauer an und ich werde euch auch zeigen, wie sich diese 5 Elemente in unserem Körper wiederfinden. Denn aus diesen Elementen werden auch die Doshas – also die Konstitutionstypen – im Ayurveda abgeleitet.

Die 5 Elemente im Ayurveda

Die 3 Doshas im Ayurveda

Tridoshas – wenn du dich für Ayurveda interessierst hast du sicher schon von den 3 Doshas „Vata“, „Pitta“ und „Kapha“ gehört. Aber was ist das eigentlich?

Die drei Bioenergien werden häufig auch als „biologische Regelkraft“ bezeichnet und haben unterschiedliche Energien. Sie wirken in der Natur und wir finden sie auch als funktionelle Elemente in unserem Körper. Das heißt, dass sie für verschiedene Abläufe und Prozesse in unserem Körper verantwortlich sind.

Wichtig ist, dass die Doshas im Körper immer ausbalanciert vorliegen – dann sprechen wir im Ayurveda von Gesundheit. Diese Balance ist allerdings nicht für jeden Menschen gleich, sondern ganz individuell.

Für den Einstieg reicht es, wenn wir Folgendes mitnehmen:
Die 3 Doshas oder Bioenergien setzten sich aus den 5 Elementen zusammen.

Jedes Dosha steht für eine bestimmte Energie und hat typische Qualitäten.

Tridosha im Ayurveda

Vata

Die Bewegungsenergie
flüchtig, nicht greifbar | trocken | leicht | kalt | rau | feinstofflich | beweglich | klar

Pitta

Die Stoffwechselenergie
heiss | scharf | leicht | flüssig | beweglich | ölig | transformierend

Kapha

Die Strukturenergie
schwer | langsam | kalt | ölig / flüssig |schleimig / klebrig |dicht |weich | struktur- & formgebend

Traditionelles Wissen für moderne Herausforderungen

Betrachten wir den ganz traditionellen Ayurveda, dann finden dort noch keine explizite Beschreibung des Phänomens Stress. [Lies dazu auch meinen Artikel: Was ist Stress?] Dennoch können wir anhand der Veden und mit einem modernen ayurvedischen Grundverständnis sehr viele wertvolle Informationen finden und interpretieren. So betrachten wir Stress als eine Dysbalance der 3 Doshas Vata, Pitta & Kapha.

Je nach Grundkonstitution und aktuell vorherrschendem Dosha sind wir unterschiedlich empfänglich für die körperlichen und mentalen Belastungsfaktoren durch Stress.

Die ayurvedische Lehre hilft uns immer ein gutes Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung zu finden und damit in unserer Balance zu bleiben. Mehr zum Thema Ayurveda gegen Stress findest Du in meinem Blogartikel: Ayurveda gegen Stress: Die 3 Grundsäulen

Du brauchst unbedingt neue Impulse für deinen gesunden Umgang mit Stress? Dann lass uns unbedingt sprechen! Denn für 2023 habe ich mir unter anderem vorgenommen: Keine unterlassene Hilfeleistung mehr! Trage Dich am Besten hier für meinen Newsletter ein und lerne meine Arbeit und mich besser kennen..

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